Messe in Essen

der 80er Jahre

Messe-Leben

Kann ich Ihnen helfen?

Die erfolgreiche Essener Messe

der 80er Jahre 

Diese Seite ist meinem ehemaligen Kollegen, Reinhold Pirro, dem Löwenbändiger von Braunschweig gewidmet.

 Bei einer der vielen Messesitzungen des Tourismusverbandes München-Oberbayern tönte der damalige Kurdirektor von Reit im Winkl, Alf Gall, lautstark - wie wir es gewöhnt waren – „Leute, wir müssen endlich einmal geschlossen als Verband auf eine Messe gehen, lasst uns mit Essen beginnen“. Brain storming war entdeckt.
Das war im Jahre 1978, der erste Einsatz „Du und Deine Welt“, eine Verbraucherausstellung.

So brachten die Bayern das Thema „Urlaub“ auf eine Messe in Essen. Eine illustre Ausstellung mit Modenschau „die deutsche Schuhparade präsentiert“; die alles bot, was der Mensch benötigt, Urlaub nicht ausgeschlossen.
Als Fahrzeuge für diese Messesafari dienten meist Bauhoffahrzeuge, die Herren der Schöpfung waren im Umgang mit Hammer und Nagel manchmal etwas ungeübt. Nur wir hatten schon einen privaten VW-Bus mit der Aufschrift Ammersee-Lech-FVV (mit Sonnenblume) und einen Handwerkskasten von daheim dabei.
Untergebracht war man in einfachen Hotels, in manchen Städten Häuser, die außerhalb der Messezeit Etablissements waren, Geld für Vier-Sterne-Hotels hatten die Touristiker nicht.
Die Stände waren 4 m breite Kojen, die Leuchtdiakästen zeigten meist typisch oberbayerische Motive: den Kirchturm, die Berge - Wiederholungen waren nicht ausgeschlossen.

Wir drei Verbände (Ammersee-Lech, Pfaffenwinkel und Starnberger See) traten mit unserem König-Ludwig-Weg auf, die Wieskirche im Leuchtkasten.
Schnell fand man das Gespräch mit den Kollegen, die man noch nie in Oberbayern gesehen hatte, es wurde palavert, Freundschaften quer durch Westdeutschland und Europa, insbesondere England, geschlossen. Weil es Spaß gemacht hatte, verabredete man sich zur nächsten Messe.

Nach diesen ersten Erfahrungen wurde nach einer besseren Messe geforscht und man stiess auf die Camping-Messe in Essen, die man ab 1980 „beschickte“.

Die improvisierten Messestände wurden verfeinert, es begannen sich Messebauer zu etablieren, die wunderbare Entwürfe aus dem Ärmel zauberten. Wir hatten uns von einem ansässigen jungen Messebauer einen Stand konzipieren lassen, der von der Publikumsansprache sehr gut war, leider konnte man den Stand nur von hinten aufbauen, was dann schlecht war, wenn die Nachbarstände schon standen. Unsere erste Messe mit eigenem Stand war in Hamm, in den sogenannten Pferdehallen.
Den Stand habe ich dann von einem örtlichen Schreiner fachgerecht nachbauen lassen, denn die Grundidee stimmte: AIDA liess grüßen.
Unser Stand war 4m x 4 m, er enthielt eine 1 qm große Koje für Prospekte Kohlensäureflasche, Kaffeemaschine, Handtücher, Waschschüssel, Plastikgläser, Gästebuch, Bierfilzl und die Garderobe. Vor der Rückwand nach vorne versetzt eine Theke mit Bierbar, darüber eine Schiffsglocke zur Benachrichtigung des Standleiters, wenn dieser auf der Suche nach neuen Ideen bei Kollegen war.
Vor der Koje Halter mit Klapptafeln (ähnlich Teppichmusterauswahl), auf denen alle Themen rund um den Urlaub dargestellt waren. Hier konnten die Besucher ihren Spieltrieb befriedigen und sich eingehend informieren, ohne vom Standleiter gestört zu werden. Auf den Seitenwänden waren Thementafeln (Bild und Text) zum Radeln, Wandern, Segeln, Kultur usw. Zu jedem Thema gab es ein Pauschalangebot mit Preisangabe. In der Mitte stand eine lustig anzusehende Puppe, die Handzettel anhob, damit der Gast einen Zettel mit Kurzinformationen an sich nehmen konnte.
Mit der Biertheke und der Glocke haben wir bei den Besuchern die A
ufmerksamkeit, mit den Angeboten das Interesse und mit unserem kostenlosen „Probeschluck“ Wünsche geweckt und zum Handeln animiert, einen Prospekt mit unseren interessanten Angeboten mitzunehmen. AIDA war vollbracht.
Eine tägliche Verlosung rundete unser Angebot noch ab.
Für die Messen in Essen und Hamburg hatten wir unseren Prospekt „Hobby-Ferien“ mit einer persönlichen Botschaft „Hallo Essen“ bzw. „Hamburg ahoi“ versehen.

Folgende Faktoren führten zum Erfolg der Messe in Essen:

1.
Die politische Prominenz engagierte sich für die Messe durch Auftritte und zahlreiche Interviews im Radio und Berichten in den Zeitungen. Der offizielle Messerundgang war nicht nur ein Durchmarsch, man hatte Zeit, sich mit den Ausstellern auch einmal zu unterhalten. Viele Landesfürsten kamen zur Messe - Minister Anton Jaumann für Bayern - und sorgten für ein gutes Messeimage daheim nach dem Motto: „wo der Minister ist, muss was los sein“

2.
Die Messeleitung war engagiert, ständig war ein „Messebote“ unterwegs, um das Neueste in die drei mal während der Messe erscheinende Postille zu bringen. Es war eine besondere Ehre für die Aussteller, wenigstens einmal dort abgelichtet zu sein. Diese Zeitung enthielt aber auch neue Angebote der verschiedenen Regionen auf der Messe, sie war einfach interessant.

3.
Der Ausstellerabend brachte bei Buffet und Tanz die Aussteller näher. Die Wahl eines Ausstellers zum Mister Touristik oder einer Dame zu Miss Touristik war eine besondere Ehre, und wurde noch Jahre später als besondere Auszeichnung empfunden.

4.
Höhepunk jeden Abends war die „rush our“, der Messetreff am Stand von Adolf Kleinschmidt von der WAZ.

5.
Die gute Atmosphäre, die die Messeleitung geschaffen hatte, übertrug sich  auf die Aussteller. Jeder Geburtstag eines Kollegen wurde gebührend gefeiert. Stattliche Aufwartungen und Gegenbesuche waren faszinierend für die Besucher. Es gab wenig Stände, wo nichts los war. „Kann ich Ihnen helfen?“ – zu dieser langweiligen und furchtbaren Frage kamen wir einfach nicht.

6.
Abends traf man sich in der Diskothek „Mississippi“ im Handelshof, heute Tourist-Information der Stadt Essen. Der Disc-Jockey begrüßte die Aussteller der Messe persönlich und wusste genau, welche Musik gewünscht wurde, natürlich Abba, Nena mit „99 Luftballons“, Modern talking mit „You’re my heart, you’re my soul“, wobei man bei „Soul“ mit der Hand auf die hochgehobene Schuhsohle deuten musste. „Mississippi“ kannte jeder, so kam es, dass man mit den Kollegen und Kolleginnen täglich mindestens 14 Stunden zusammen war, manchmal auch mehr.

Die Messe war ein Begriff bei den Ausstellern; es gab wenige, die nicht von Jahr zu Jahr bis 1988 die Messe in Essen besuchten.
Diesen Erfolg hat eine andere Messe in Deutschland nicht geschafft.

 



Konzeption:
Die Touristik-Idee
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