Ein Klassiker für das

Wirtshaus

VON HORST SEIPP

Thonets "Stuhl Nr. 14", heute Modell 214, gilt als der traditionell Stuhl fiirWiener Kaffeehäuser und ist das meistproduzierte Sitzmöbel der Welt. Bis 1930 wurde der Stuhl bereits
50 Millionen mal verkauft. Entscheidend für diesen Erfolg war nicht nur die unverwechselbare Optik der gebogenen
Holzleisten.
Der Möbeltischler Michael Thonet setzte bei diesem Modell auf das Bausatz-Prinzip. Der Kaffeehausstuhl besteht aus nur sechs Holzteilen, plus zehn Schrauben und zwei Muttern.
Er wurde industriell hergestellt, verpackt, verschifft und erst am Bestimmungsort zusammengeschraubt.
Das machte den Stuhl vergleichsweise billig und damit weltweit zum Bestseller.
Thonet eröffnete 1819 in Boppard am Rhein seine eigene Werkstatt. Dort arbeitete er mit Leisten aus Rotbuche, die er über kochendem Leimwasser in Form bog. Das Dampfbiegen hat Thonet nicht erfunden, er entwickelte aber eine entscheidende Verbesserung: Er legte beim Biegen ein Stahlband an die Aßenseite der Leisten und verhinderte so, dass das Holz splitterte. Jetzt konnte Thonet große Mengen von Holzleisten
zuverlässig verarbeiten und so die Fertigteile zu unterschiedlichen Stühlen und Sesseln kombinieren.
Seit 1849 werden alle Original Thonetstühle mit einem Brandzeichen ausgestattet.
In Fabriken im heutigen Tschechien, Ungarn und Russland wurden über 865 000 Bugholzstiihle pro lahr produziert.
1871 starb Michael Thonet in Wien, das Unternehmen wurde von den Söhnen weitergeführt
In den 1930er Jahren engagierte sich Thonet ür Konstruktion und
Technik der Möbel aus Stahlrohr und avancierte schnell zum größten Hersteller der Welt.
Thonet war der Erste in seiner Branche, der im 19. Jahrhundert en Schritt vom Handwerker zum Industriellen wagte.
Sein "Stuhl Nr. 14" nahm vieles vorweg, was im Möbelbau heute selbstverständlich ist. Das von ihm gegründete Unternehmen ist immer noch in Familienbesitz.
Heute ist die fünfte Generation mit Sitz in Frankenberg an der Eder fiir die Produktion verantwortlich.

Horst Seipp ist Ehrenvorsitzender des Verbandes der Creativen Inneneinrichter.

Gefunden in der Berliner Zeitung vom 21.05.2008

Hierzu die Berichtigung von Heiunz Kähne aus Boppard:
Die Möbel wurden mit einer Stempelmaschine (also mit Druck) ins Holz gepresst – es sind keine Brandstempel (wie häufig falsch veröffentlich).
Die schichtverleimten Möbel wurden nicht „über dünnem Leim“, sondern in Hautleim biegsam gemacht.
Die Anzahl der gefertigten Möbel muss sich konkret auf eine Jahreszahl beziehen!

Die Stahlrohrfertigung bei Thonet begann bereits in den 1920er Jahren (mit Marcel Breuer, später dann Mart Stam und Mies van der Rohe).

Die Touristik-Idee
Bertold Jetschke
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