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Die Welfen
im Süddeutschen Raum
Fahnen, Wappen und
Siegel sind geschichtliche Symbole der Freiheit, der
Selbständigkeit und gewisser Rechte. Sie sind auch äußere
Zeichen der Kultur und einer Gemeinschaft. Während der
Landrichter früher seine persönlichen Siegel (Familienwappen)
führte, das spätere Bezirksamt und Landratsamt mit dem
kleinen Staatswappen siegelte, räumte die Bayerische
Landkreisordnung von 1952 den Kreisen eine eigene Wappenführung
ein. Noch im gleichen Jahr beschloß der Kreistag, das
von mir als Archivpfleger vorgeschlagene Wappen
anzunehmen, das am 9.10.1953 die ministerielle Zustimmung
fand:
"Unter einem von
Weiß und Blau gerauteten Schildhaupt gespalten von Rot
und Silber; vorne ein goldener Adler, hinten ein
aufsteigender roter Löwe."
Nach dem Gutachten des Bayer. Hauptstaatsarchivs München
erhielt der Landkreis damit ein historisch
beziehungsreiches, in seiner Gestaltung einfaches und
klares Wappen, das in gleicher Form von keiner anderen Körperschaft
geführt wird.
Das Schildhaupt trägt die bayerischen Rauten (Wecken)
weiß und blau, als Hinweis auf die stete Zugehörigkeit
zu Altbayern und zum Hause Wittelsbach. Die strukturelle
Unterscheidung in einen nördlichen und südlichen Kreis
(Ober- und Unterland) soll durch den gespaltenen Schild
versinnbildlicht sein. Durch die Feldfarben Rot und Weiß
ist zugleich die seit alters her bis heute bestehende
kirchliche Zugehörigkeit zum Bistum Augsburg
festgehalten. Diesen von Rot und Weiß gespaltenen Schild
führt der Bischof von Augsburg (Hochstift) seit dem 13.
Jahrhundert. Die Farbenzusammenstellung ist damt auch künsterisch
gelöst.
Die südliche bzw. östliche Hälfte des Landkreises
erschien am besten versinnbildlicht durch den Adler aus
dem Wappen der Grafen von Diessen-Andechs, der auch im späteren
Klosterwappen erscheint. Unter deren Herrschaft stand ein
großes Kreisgebiet, ehe es die Wittelsbacher im 13.
Jahrhundert unter ihre Fahne vereinigten.
Das nördliche und westliche Kreisgebiet war bis zum 13.
Jahrhundert welfisches Hausgut mit den bedeutenden Sitzen
am Lech. Symbol der Welfen ist der Löwe, nachgewiesen
seit Herzog Heinrich dem Löwen (1156 - 1180). Da die
besondere innere Verflechtung des Lechrains mit den
welfischen Herzögen in die frühheraldische Zeit fällt,
wurde aus den wechselnden Wappenformen der aufsteigende Löwe
gewählt.
Die Geschichte der Andechser und Welfen als bedeutendste
mittelalterliche Hochadelsgeschlechter, führt über die
Grenzen unserer engeren Heimat und des einstigen
deutschen Reiches weit hinaus von der Nordsee bis zum
Mittelmeer, von Burgund und Lothringen bis nach Böhmen.
Ihr Wirkungsbereich kommt uns heute beim Bau eines neuen
Europas wieder richtig zum Bewußtsein.
Die Welfen im Lechrain
Mit unserem
Heimatgau, dem Lechrain, verbindet sich eine reiche
geschichtliche Vergangenheit. Wer sich mit ihr beschäftigt,
kann nicht vorübergehen an dem Geschlecht der Welfen.
Um so auffallender ist es, daß dieses Geschlecht von
wahrhaft großer Bedeutung und deren Wirken in unserem
engeren Heimatgebiet im allgemeinen Bewußtsein wenig
bekannt ist und seine hohe Bedeutung für die
geschichtliche Entwicklung dieses Landstriches bei der
welthistorischen Bedeutung der Welfen in den
Quellenschriften zurückgesetzt blieb.
An der Saar, an der Mosel und Maas müssen wir die
Urheimat des Welfengeschlechtes suchen. Es wurde ohne
Zweifel von Pipin um 750 nach Alemanien verpflanzt und
erhielt hier konfiszierten Fiskalbesitz in reichem Maße
zugewiesen, den es durch weiteren Erwerb, vor allem durch
Heirat, vermehrte.
Der Name Welf taucht urkundlich zum erstenmale mit dem
Grafen Welf auf, der zur Zeit Karl des Großen gelebt
hatte. Aus vielen Umständen ist aber bekannt, daß es
vor ihm andere Welfen gegeben hat, die ihren Namen, während
langer Zeiträume einer dem anderen folgend, in
verschiedenen Landstrichen ihre große Tüchtigkeit
bekannt gemacht haben.
Zur Zeit der Karolinger sitzen die Welfen als Grafen von
Altdorf bei Ravensburg mitten in Schwaben, aber ihre
Besitzungen reichen bis in den bayerischen Augstgau hinüber
ans rechte Lechufer. Der bayerische Augsgau schloß sich
westlich an den Huosigau (zwischen Lech, Isar und Loisach
gelegen) an und erstreckte sich bis auf das Ostufer des
Lechs von Augsburg bis zum Gebirge hin. Sein südlicher
Teil bildete der spätere selbständige Ammergau.
Wir finden die Welfen also in unserer Gegend als Grafen
den Augstgaues, in dem sich zahlreicher Welfenbesitz
befand. Der große Augstgau, in dem Augsburg selbst lag,
umfaßte das Tal der Wertach, die Gegend zwischen
Wertachmündung (Augsburg) und Lechmündung. Er
erstreckte sich über den Lech hinaus in das Tal der
Paar, wo das südlich von Augsburg gelegene Mering
genannt wird.
In dieser Gegend lag großer Welfenbesitz, der an der
Wertach und Paar und dem dazwischen liegenden Teil des
Lechtales in mehr als vierzig Orten nachweisbar ist, von
denen Mering im Augstgau schon 1030, Irrsee (nordwestlich
von Kaufbeuren) um 1050, Irsingen im Augstgau (an der
Wertach gelegen) 1100, Kaufering und Landsberg 1120,
Gunzenlech (Am Lech südlich von Augsburg) 1127 und Winkl
um 1150 als welfischer Besitz genannt werden.
Auch das Kloster Sandau kann nur ein Eigenkloster der
Welfengrafen im Lechrain gewesen sein. Udalricus de
Sandau heißt der Sohn (famulus) Heinrich des Stolzen
oder Heinrich des Löwen.
Der Besitz der Welfen geht in Bayern auf eine so frühe
Zeit zurück, daß sich keine Überlieferung über seine
Entstehung erhalten hat. Es ist anzunehmen, daß die
Welfen schon um 750 und 800 reichen Besitz in Bayern
hatten, auch wenn sie sicher kein bayerisches Geschlecht
waren und daß ihnen mit diesem Besetz zugleich auch die
Grenzhut gegen Bayern übergeben wurde, dessen
Unterwerfung unter Pipin damals begann.
1070 (gestorben 1101) war Welf IV. als Welf I. Herzog von
Bayern. Er wurde zum Gründer des ehemaligen Regular-Augustiner
Klosters Rottenbuch (Raitenbuch). Auch der Bau der Kirche
in Peiting zwischen 1060 und 1070 fällt in die Zeit Welf
IV., dem Erbauer der "neuen Burg" Peiting (nova
arx Bitengoe). Bis zum Aussterben des Welfengschlechtes
war diese Burg Mittelpunkt aller Handlungen. Von hier aus
erfolgte der Ausbau der Kirche in Peiting, die Gründung
Rottenbuchs, die Versammlung zu Kreuzzügen. Welf I.
wurde wegen seiner Fehde gegen Kaiser Heinrich IV.
im Jahr 1088 geächtet und seine Güter wurden so verwüstet,
daß allein über 100 Kirchen (wahrscheinlich meist aus
Holz) im Lechrain von Füssen bis Augburg so arg wie in
den ungarischen Schreckenszeiten zerstört wurden.
Wie Welf IV. hielt auch sein Sohn Welf V., der
als Herzog von Bayern von 1101 - 1120 regierte, Hof in
Peiting, zeitweise auch in der Burg Kaufering bei
Landsberg. Das Dorf Kaufering war welfischer Besitz. Die
prachtliebenden Welfen, die über den Lechrain zu
gebieten hatten, gründeten hier im 12. Jahrhundert die
Burg.
Die Kauferinger Burg stand auf dem Burgsel gegenüber dem
Kirchberg, von dem sie durch einen tiefen Hohlweg
getrennt war. (Nach anderen Darstellungen soll die alte
Burg der Welfen auf der Höhe von Haltenberg gestanden
und in Kaufering nur eine Hofmark gewesen sein). Gräben
und Wälle der einst hier gestandenen Bug auf der Ost-
und Südseite sind heute noch sichtbar, während gegen
Westen und Norden der steile Abfall des Berges die Burg
vor Überfällen sicherte. Die Kauferinger Burg war
herrlich gelegen. Von hier übersah man jenseits des
Flusses das ganze Lechfeld bis weit in Schwäbische
hinaus und hinunter bis zur Augusta Vindelicorum (Augsburg)
und diesseits entdeckten die forschenden Augen zahlreiche
Dörfer, die sich auf dem mit schweren Getreidehalmen übersäten
Landstrich in die Ferne hinzogen.
Auf der Kauferinger Burg hat schon Welf IV. Hof
gehalten. Hier wurden die Herzöge Welf II. (oder V. in
seiner Familie, 1101 - 1120) und Heinrch der Schwarze (1120
- 1126) geboren.
Die Burg von Kaufering hat zur Zeit der Welfen manch
rauschendes Fest, manch kunstvolle Kampfspiele gesehen
und mag manchen des Lautenspieles kundigen Ritter
beherbergt haben.
Unterhalb des Welfenschlosses zog unter dessen Schutz die
Salzstraße bei Kaufering über den Lech, bis Heinrich
der Löwe aus dem Welfengeschlecht, der Gründer Münchens
und Landsbergs, 1158 den Lechübergang nach Landsberg
verlegte. (Nach widersprechender Auffassung soll die alte
Überfahrt über den Lech (Salzstraße) ebenfalls wie die
Welfenburg bei Haltenberg zu suchen sein, während von
anderen Geschichtforschern die erwähnte Straßenverlegung
überhaupt als unwahrscheinlich gehalten und die Meinung
vertreten wird, die Salzstraße müßte seit ihrem
Bestehen über Landsberg geführt haben).
Eng verknüpft ist
der Name der Welfen auch mit dem ehemaligen Landsberger
Schloß. Es besteht die Vermutung , daß das Schloß ein
Graf Welf im Lechrain, der 825 starb, als Lehen inne
hatte, das er noch aus fränkischer Hand empfing. Später
war das Kastell Phetine im Eigentum der Pfetten,
welfischer Vasallen, über die Heinrich der Löwe als
Landesherr verfügte. Die Burg war ursprünglich von
einfacher Bauart und diente der Sicherung der Grenzen
gegen Schwaben. Der Bayernherzog Heinrich der Löwe (1129
- 1195), der bedeutendste Welf, urkundet >in castro
Landespurch< und verweilt 1162 eine groß angelegte
Befestigung >Landespurch< auf dem Schloßberg
erbauen, die das bisher dort befindliche Kastell Phetine
in sich aufnahm. Aus der Vereinigung der alten
Pfettenburg mit der Anlage Heinrich des Löwen erwuchs
das ausgedehnte Schloßgebäude, das bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts bestanden hatte.
Welf V., der Dicke genannt, erkrankte auf der Burg
Kaufering und starb im 19. Jahre seiner Regierung als
Herzog von Bayern am 24. September 1120 im Dorfe
Kaufering im Alter von 48 Jahren und kinderlos, nachdem
er vorher alles gut geordnet hatte. Er wurde nach Altdorf
gebracht und neben Vater und Mutter begraben.
Der Nachfolger in den Welfischen Besitzungen im Lechrain
wurde sein jüngerer Bruder Heinrich IX., der Schwarze,
auch Kaufringer benannt (1120 bis 1126), der die Linie
fortsetzte. Heinrich IX. widmete sich mehr seinen
Besitzungen und seiner zahlreichen Familie als der
Politik.
Auf Heinrich IX. folgte Heinrich X., der Stolze (1126 -
1139), der Vater Heinrich des Löwen, als Herzog von
Bayern und Sachsen (seit 1137). Er konnte seinem Sohne
Heinrich dem Löwen ungeschmälert seine Horzogtümer
vererben. Heinrich des X. Vermählung mit der erst 12jährigen
Gertrud, der Tochter Kaiser Lothars, wurde am 29. Mai
1127 auf dem dem Lechfeld gegenüberliegenden Gunzele prächtig
gefeiert. Der Gunzele, auch Gunzenlee, ein mit einem
Schloß gekrönter Hügel auf dem rechten Lechufer
zwischen Augsburg und Mering (nach anderen Quellen soll
Gunzele (Gunzenlech) auf dem linken Lechufer gestanden
sein), auf dem schon Welf IV. seine Gelage veranstaltete
und noch Philipp von Schwaben 1197 seine Hochzeit mit
Irene festlich begangen hat, ist seit dem 15. Jahrhundert
in den Fluten des Lechs verschwunden.
Der zweite Sohn Heinrich des Schwarzen, Welf VI. (geboren
1115 oder 1116) folgte nach des väterlichen Willens als
selbständiger Graf des Lechrains. Er hat nach des Vaters
Tod mit seinem Bruder Heinrich dem Stolzen sich dahin
geeinigt, daß jener das Herzogtum Bayern, er selbst die
Güter in Schwaben und im Lechrain erhalten sollte. Die
Besitzungen Welf VI. dehnten sich am westlichen Ufer
links vom Lech in Schwaben aus, doch fielen auch recht
vom Lech, besonders in der Ammergegend, reiche Güter zu
bei Augsburg, Peiting, dann Mering, Gunzenle usw.
In unserem engeren Heimatgebiet innerhalb des Augstgaues
(Lechtal) ist folgender Welfenbesitz nachgewiesen:
Wessobrunn:
Heinrich der Löwe hat 1155 die Vogtei des Klosters
Wessobrunn inne. -
Utting:
Welf II. erhält von seinem Schwager Adelbero v.
Ebersberg (vor 1030) Utting. Welf III. gibt kurz vor
seinem Tode (1055) Utting an Heinrich III. Dieser Welf
hat sich im Frühjahr 1055 in eine von Bischof Gebhard
von Regensburg gegen Heinrich angezettelten Fürstenverschwörung
verstricken lassen. Er vermachte Heinrich III. den
genannten Hof in Utting zur Sühne, nachdem er dem Kaiser
seine Schuld bekannte, seine Mitverschworenen genannt und
um Verzeihung gebeten hatte. -Hohenfurch: Friedrich II.
restituiert 1218 oder 1219 dem Kloster Füssen u. a.
Curtem Hohenfurch unter Vorbehalt der ihm daran von
seinen Vorfahren her zustehenden Rechte. Kloster
Steingaden hatte schon 1188 die Ecclesia Hohenfurth
erhalten, wohl auch durch Schenkung Welf VI. -
Reichling:
Friedrich restituiert 1218 oder 1219 dem Kloster Füssen
u. a. Curtem Richelingin unter derselben Bedingung wie
Hohenfurch. -
Stadl :
Welf VI. (gest. 1191) gibt eine Curia in >Horem
id est Stadel< an Kloster Steingaden. Besitz des
Klosters Steingaden in Stadlen wird schon von Heinrich VI.
(1189?) genannt. -
Stoffen:
Die Curia Stauffe gehört zum Nachlaß Konradins. -
Erpfting:
Welf VI. gibt vor 1183 Besitz in Erpfting an Kloster
Steingaden. -
Schwifting: Kloster Steingaden hat 1188 Besitz in
Suiftingin, der wohl aus einer Schwankung Welf VI.
stammte, obwohl Welf selbst ihn 1183 noch nicht nennt. -
Igling: Welf VI. gibt vor 1183 ein predium in Igilingin
an Kloster Steingaden. - Schwifting:
Kloster Steingaden hatt 1188 Besitz in Suiftingin, der
wohl aus einer Schenkung Welf VI. stammte, obwohl Welf
selbst ihn 1183 noch nicht nennt. - Igling: Welf VI. gibt
vor 1183 ein predium in Igilingin an Kloster Steingaden.
-
Kaufering: Herzog Welf V. stirbt 1120 in ville Chufringen.
- Epfenhausen, Weil: Welfischer Besitz seit ca 1170.
Winkl:
Welf VI. schenkt um 1150 an Kloster Polling mansum unum
Winchele situm, quod futi Odalricis de Egidilingen. -
Mering: Irmintrud von Luxemburg, Witwe Welfs IIl, gibt
nach 1030 (auch wohl nach 1050) die villa regalis
Moringen (wohl ihr Leibgeding) an Kloster Weingarten.
Heinrich IV. gibt 1078 (1077?) an das Bistum Augsburg
>praedium quoddam nomine Moringen situm in papo
Owesgowe in comitatu Arnoldi justo judicio Welfoni
quondam duci regno noch privar volenti ablatum.<
Der oben genannt Welf
VI. ist eine der interessantesten Persönlichkeiten aus
dem Welfengeschlecht. Im Jahre 1115 auf seinen väterlichen
Schlössern in Schwaben geboren, war er
unternehmungslustig, lebendig und wielseitig, aber auch
voller Unruhe und Unbeständigkeit in seiner Haltung.
Sein Leben verlief, wie das der meisten deutschen Fürsten
des Mittelalters, voller Unrast. Aber die Burg Peiting
scheint ihm eine Art Asyl gewesen zu sein, sein Lieblingsaufenthalt
und Heimatgefühl mag ihn dort überkommen haben, wor er
seine Jugend im väterlichen Familienkreis verbracht
hatte. Auf seiner Burg in Peiting erlebte Welf VI. (Welf
von Peiting) seine glücklichsten Jahre an der Seite
seiner jungen Gattin Uta, der Tochter des nach denWelfen
reichsten Reichsfürsten, des Pfalzgrafen von Tübingen
und Calw. Uta Schenkte ihm hier den einzigen Sohn Welf
VII.
Das erste Hervortreten Welf VI. geschieht in einer
Angelegenheit, die ein Kloster, nämlich Wessobrunn,
betraf. In den Jahren 1128 - 1130 erscheint er mit seinem
Bruder Heinrich dem Stolzen in Wessobrunn und bescheinigt
einen Vergleich, den das Kloster mit den Augsburger
Ministerialen schließt, auf Grund dessen ein Grundstück
bei Winkl um die Summe von fünf Talenten dem Kloster
zugeteilt wurde.
Die erste Waffentat Welf VI. ist eine Hilfeleistung bei
einer Fehde, die sein Bruder Heinrich mit dem Bischof von
Augsburg aus dem Geschlecht der Grafen von Diessen im
Jahre 1133 führte.
Welf VI. nahm auf seiner Burg in Peiting mit einer Anzahl
frommer Ritter unter Anwesenheit vielen Volkes am
Weihnachtstag (in der Christnacht) 1146 das Kreuz und
beteiligte sich an dem zweiten Kreuzzug. Vor dem Aufbruch
zum Kreuzzug stiftete Welf im Frühjahr 1147 (wahrscheinlich
am 17. April) das Kloster Steingaden, um den Segen Gottes
zu seinem Unternehmen zu gewinnen und als Bitte um gutes
Gelingen und glückliche _Rückkehr. Die Stiftung
Steingadens war sein bedeutendstes wohltätigen Werk. Er
esetzte es mit Prämonstantensern und stattete es in der
Folge reich mit Besitzungen aus, die zwischen Lech und
Ammer lagen. Auc bestimmte er das Kloster für sich und
seinen Sohn als Begräbnisort.
Das Siegel, welches Welf VI. gebrauchte, zeigt ihn auf
dem Pferde sitzend, in der Rechten trägt er einen Speer,
an welchem ein Fähnlein befestigt ist; in der Linken
einen Schild, an den Körper gezogen; auf dem Schild ist
ein stehender Löwe, den Schwanz in die Höhe gerichtet,
dargestellt. Dieses Wappenbild der Welfenherzöge liegt
dem im Jahre 1952 verliehenen Gemeindewappen Kauferings
zugrunde, das an die früheste Vergangenheit Kauferings
unter den Welfenherzögen anknüpft.
1161 setzte Welf VI. seinen einzigen Sohn Welf VII. als
Mitregenten über den Lechrain ein. Mit der damit
verbundenen Verleihung der Besitzungen an Welf VII., mit
der Vertretung seines Vaters in Händeln und der Umgebung
auserlesener Ratgeber war der Höhepunkt der
Machtentfaltung des Welfenhauses erreicht; leider dauerte
diese Herrlichkeit nicht lange.
Der junge Welf, der sich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts eine neue Burg, der Peitinger gegenüber auf
dem Hügel bei Altenstadt (der heute noch der Burglaberg
heißt) baute, erlag im Gefolge des kaiserlichen Heeres
Friedrichs auf dem Zuge nach Rom am 12. September 1167 in
Siena einem tückischen Fieber (wahrscheinlich der Pest),
erst 33 Jahre alt. Mit seinem Tode erlosch der Stamm der
Welfen.
Der alte Welf suchte , seit er seinen einzigen Sohn
verloren hatte, durch wohltätige Handlungen sin die
innere Befriedigung und Aussicht auf künftige Seligkeit
zu verschaffen. Kirchen und Klöster empfangen seine
Wohltätigkeit. In jener Zeit legt er den Grundstein zur
Altenstädter Badilika. Der Kloster Wessobrunn schenkte
Welf zu den zwei Höfen von Birschwald (Mitten unter den
Wessbrunner Gütern gelegen), welche er dem Kloster vor
Antritt seines Kreuzzuges im Jahre 1147 überlassen
hatte, noch zwei andere, jedoch mit der Bestimmung, daß
sie erst nach seinem Tode an Wessobrunn fallen sollten.
Bald erlangten die Mönche gegen Bezahlung von fünf
Talenten die sofortige Abtretung des geschenkten Landes,
weil sie fürchteten, daß die Erben Welfs die Schenkung
bestreiten und für nichtig erklären könnten.
In Memmingen, dem Lieblingsaufenthalt seiner letzten
Jahre, wo er im Jahre 1167 oder 1168 zum Andenken an
seinen Sohn das Schotten-Kloster errichten ließ, schloß
Welf VI. von einer Schweren Krankheit dahingerafft, im 76.
Lebenjahre und unter Bezeugung vollkommener Reue am 15.
Dezember 1191 seine Tage. Allgemeine Trauer erfüllte das
Land beim Heimgange des Herzogs, der jetzt mit dem
Beinamern >der milde< genannt wurde. Nach dem Tode
Welf VI. fielen die Güter in Schwaben und im Lechrain (auch
Kaufering), der 499 Jahre Welfenbesitz war, an die
Hohenstaufen. Beim Untergang der Hohenstaufen erwerben
die Wittelsbacher durch Erbschaft den Lechrain an Bayern
zurück.
Als Welf VI. gestorben war, standen seine stolzen und prächtigen
Burgen leer und waren dem Untergang geweiht. Die
Kauferinger Burg zerfiel bereits im 12. Jh. Die Altenstädter
war im 15. Jh. eine Ruine geworden. Die Peitinger stürzte
im Jahre 1348 bei einem Erdbeben zum Teil ein, den Rest
besorgten die Schweden bei ihrem Einfall in Schongau im
Jahre 1632. Heut steht kein Stein mehr von den stolzen
Burgen. Wald und blumige Wiesen haben alles überdeckt.
Wenn auch die einst so stolzen und prächtigen Burgen der
Welfen zu Mering, Landsberg-Pfetten, Altenstadt,
Gunzenlee und auf dem Welfenhügel in Peiting längst
zerfallen sind, ewig lebt das Geschlecht der Welfen fort
in den Bauten vollendeter Kunst, die es in unserer Heimat
hinterlassen hat. Die Bauten von Peiting, Rottenbuch,
Steingaden und Altenstadt sind immerwährende Zeugen
uralter Vergangenheit und lassen die Macht und
Herrlichkeit der Welfen staunend und bewundernd ahnen,
die eine so einflußreiche und übergroße Stellung
einnahmen und deren geschichtliches Wirken im Lechrain
von so großer Bedeutung war.
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Anmerkung:
Der Welfenschatz befindet sich im Kunstgewerbemuseum
Berlin, siehe unser Internetseite Berliner Museen.
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